Qualität in Berliner Bibliotheken

Frau Präsidentin,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

die ZLB wurde zur „Bibliothek des Jahres 2019“ gekürt. Diese Nachricht erreichte uns just heute. Den mit 20.000 Euro dotierten nationalen Bibliothekspreis erhält sie u.a. aufgrund ihrer verstärkten Ausrichtung auf digitale Angebote. Mit dem Projekt „Digitale Welten“ wurde der digitale Bestand ausgebaut, zugleich bietet sie als Landesbibliothek zahlreiche retro-digitalisierte Quellen zur Berliner Stadt- und Regionalgeschichte.

Alle nominierten Bibliotheken wurden nach folgenden Kriterien bewertet: Qualität der bibliothekarischen Arbeit, ihr kreativer Einsatz von digitalen Möglichkeiten, ihre Zukunftsorientierung, ihre nachhaltige Wirkung, ihre attraktiven Serviceleistungen, ihre medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit, ihr internationales Engagement und ihre lokale, regionale und internationale Vernetzung.

Das alles konnte erreicht werden durch Veränderungen in den Geschäftsprozessen, zu denen auch der Aspekt gehört, der nun der AfD so viel Sorge einflößt, dass sie dessen Zurücknahme beantragt: Es geht um das Bestandsmanagement der ZLB, genauer um die Inanspruchnahme des Dienstleisters Hugendubel Fachinformation (HFI).

 

Warum? Nun, die AfD-Fraktion fürchtet um die Expertise der Fachlektoren. Diese Expertise verortet sie im vermeintlich drohenden Verlust des Überblicks über den Buchmarkt. Diese Expertise trauen sie dem Hugendubel Fachinformationsdienst nicht zu, weil es sich dabei ja um einen gewinnorientierten Großhändler handle. Daraus wiederum wird gefolgert, dass die Inanspruchnahme dieses Dienstleisters durch die ZLB zu einer Pauschalisierung und Verflachung ihres Angebots führe.

Nun ist AfD bekanntlich eine Partei mit Expertise in Sachen Verbreitung von Desinformationen. Sie nutzen dafür digitale Medien, die privatwirtschaftlich betrieben werden und dabei äußerst gewinnorientiert sind. Wie man die Nutzerinnen und Nutzer von Anbietern wie Facebook, youtube oder Twitter in Echokammern und Filter-Bubbles mit dem Immergleichen – auch mit redundanten Desinformationen – versorgen kann, demonstriert die AfD beinah täglich.

Die Medienwelt an sich verändert sich in einem dramatischen Tempo. Und unsere Gesellschaft verändert sich in ihrer Zusammensetzung sowie in den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Bürgerinnen und Bürger. Und für diese sind die öffentlichen Bibliotheken da: Der ursprünglichste Kern öffentlicher Bibliotheksarbeit ist das Teilen von Wissen, Bildung und Kultur – und der entsprechenden Medien und Technologien. Das stellt für die öffentlichen Bibliotheken weltweit eine Herausforderung dar.

Für diese Aufgaben ist mehr nötig als nur der Überblick über den Buchmarkt, in dem die AfD-Fraktion die alleinige Expertise der Fachlektoren erblickt. Die bibliothekarische Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ZLB ist keineswegs vermindert durch die Einbeziehung eines externen Dienstleisters. Das zeigte die Neuausschreibung, nachdem man mit der Leistung des ersten Anbieters nicht zufrieden war und daher nun mit Hugendubel Fachinformation zusammenarbeitet. Und dies ist nicht zu verwechseln mit einem Einkaufsbummel durch die buntbestückten Läden des Großbuchhändlers, wo man etwa den Band „Europas schönste Küsten“ für 14,95 Euro erwerben kann, sondern ein Fachdienst, mit dem die ZLB hier zusammenarbeitet.

Dieser wird natürlich planmäßig am Ende der Vertragslaufzeit nächstes Jahr überprüft und zwar durch eine unabhängige Evaluation, ob dieser Dienstleister den Vorgaben und Bedürfnissen der ZLB entsprochen hat oder nicht.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!