»Alte Münze«, 2. Lesung

Rede zur »Alten Münze«, 2. Lesung  (17.05.2018)

Frau Präsidentin,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

die »Alte Münze«, über die wir heute erneut sprechen, ist eines der letzten großen Industriedenkmale im Herzen Berlins, für das noch kein Nutzungskonzept beschlossen worden ist. Der vorliegende Antrag soll diesen Standort als Kulturstandort definieren und sichern. Denn es handelt sich um einen architektonisch wie stadtgeschichtlich bedeutenden Standort und zugleich um eine Immobilie, die enorme Potentiale für Kultur und Kreativwirtschaft bietet.

Nach dem dritten Kreativwirtschaftsbericht fallen rund 28.000 Unternehmen – also knapp 20 % aller Unternehmen Berlins – in den Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dem Bericht zufolge erwirtschaften sie einen Umsatz von über 16. Mrd. Euro und stellen fast 200.000 Beschäftigte.

Und 78 % der kreativen Unternehmen befinden sich innerhalb des S-Bahn-Rings. Die Kreativwirtschaft ist auf zentrale Standorte angewiesen – was selbstverständlich nicht im Widerspruch zur kulturellen Stärkung der Außenbezirke steht.

Die »Alte Münze« bietet in diesem Zusammenhang sehr viele Möglichkeiten – gerade auch für die musikalische Nutzung, zumal Probleme mit dem Lärmschutz an dieser Stelle leicht lösbar sein sollten. Aber selbstverständlich geht es um viel mehr, um Bildende Kunst, um Darstellende Kunst, um Übungsräume und Aufführungsorte für die freie Szene. In den Spreewerkstätten und den Riverside Studios finden bereits kulturelle Nutzungen statt – Nutzungen, die Erträge erbringen. Das Haus bietet mit einer Bruttogeschossfläche von 20.000 m² aber weit darüber hinausreichende Möglichkeiten.

Der vorliegende Antrag legt auf drei Ziele besonderen Wert:

Erstens soll das Nutzungskonzept in einem partizipativen Verfahren entwickelt werden, das die Beteiligung der derzeitigen Zwischennutzer, der AG Alte Münze der Koalition der freien Szene, der freien Musikszene und der Kreativwirtschaft sicher stellt. Auf den richtigen Nutzungsmix in der »Alten Münze« wird es ankommen. Es macht wenig Sinn, ein Nutzungskonzept zu entwickeln, das die Interessen und Vorstellungen der potenziellen Nutzer nicht berücksichtigt.

Zweitens soll das Nutzungskonzept vernetzt entwickelt werden. Die wesentlichen Akteure sollen sich abstimmen, so dass einer zügigen Umsetzung keine nachträglichen Hindernisse mehr entgegenstehen und alle Beteiligten ein gemeinsames Interesse entwickeln. Das betrifft nicht nur die inhaltlich zuständige Senatsverwaltung für Kultur und die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Wirtschaft sowie dem Bezirk Mitte, sondern auch das Landesdenkmalamt und das für Kultur zuständige Bundesministerium.

Drittens soll das Konzept eine kostendeckende Bewirtschaftung ermöglichen. Das heißt, dass es im Haushalt keine zusätzlichen Titel für die Bewirtschaftung der »Alten Münze« geben soll, weil durch die Miete die laufenden Kosten abgedeckt werden sollen. Der Sinn dieser Zielformulierung ist klar: Weitere Belastungen des Kulturhaushalts sollen vermieden und eine Instandhaltungsrücklage gebildet werden. Zudem wird damit ein Signal gesetzt, nämlich dass der wirtschaftliche Standortfaktor »Kultur« in Berlin auch selbst nach ökonomischen Kriterien wirtschaften kann. Das kann ich nur begrüßen.

Das bedeutet konkret, dass bei Substanzerhalt Durchschnittsmieten von 6 bis 7 Euro notwendig sind. Kulturelle Nutzer wie die Spreewerkstätten oder die Riverside Studios können höhere Mieten tragen. Auch andere Nutzer wie etwa Restaurants oder Clubs können solche höheren Mieten stemmen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, für Kulturschaffende aus der freien Szene Mieten zwischen 2-3 Euro pro qm anzubieten. Ein solcher Nutzungsmix ermöglicht nicht nur eine Quersubventionierung zugunsten der Kultur, sondern erhöht zugleich die Attraktivität des Standortes, wovon auch die ökonomisch stärkeren Mieter wiederum profitieren.

Das, meine Damen und Herren, ist ein intelligentes Nutzungskonzept, das kulturelle Akteure verschiedener ökonomischer Stärke zum gegenseitigen Nutzen zusammenbringt!

Ich danke für die Aufmerksamkeit.

[Hinweis: Das gesprochene Wort kann vom Manuskript abweichen]