Zur Zukunft der ILA in Berlin

Die in Schönefeld stattfindende Internatio­nale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) ist die drittgrößte Air-Show Europas. Auf der ILA 2018 sind über 1.000 Aussteller aus 40 Län­dern vertreten, darunter allein 40 Aussteller aus der Hauptstadtregion Berlin-Branden­burg.

Die ILA ist für Berlin ein großer Gewinn. Sie erweist sich als starker Publikumsmagnet – auch diesmal kamen wieder mehr als 150.000 Gäste. Gerade auch das aus aller Welt ange­reiste, zahlungskräftige Fachpublikum kommt insbesondere dem Land Berlin mit seinem breiten kulturellen und freizeitrelevanten An­gebot zu Gute.

Berliner Firmen wie »Astrofein« können sol­che Kleinsatelliten bauen und bieten Behälter für den Transport in den Orbit an (Foto: Dierk Spreen)

So generierte die ILA jüngst durch die Aus­gaben der auswärtigen Besucher und Aus­steller einen Kaufkraftzufluss von etwa 190 Millionen Euro für die Hauptstadtregion Ber­lin/Brandenburg. Umgerechnet auf die Be­schäftigungssituation ergibt sich durch die ILA für die Dauer von zwei Jahren ein Effekt von 2.200 Arbeitsplätzen, die erhalten oder geschaffen werden. In Berlin und Branden­burg sind in der Luft- und Raumfahrtbranche insgesamt knapp 18.000 Menschen beschäf­tigt. Sie erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 3 Milliarden Euro.

Außerdem ist die ILA eine überregional aus­strahlende Leistungsschau für alle Geschäfts­felder der Aerospace-Industrie. Sie stärkt nicht nur die Ausstrahlung Deutschlands im Zukunftsfeld »Luft- und Raumfahrt«, sondern stärkt auch für die Berliner Luft- und Raum­fahrtindustrie gegenüber der nationalen so­wie internationalen Konkurrenz. Und gerade Berlin ist für die Luft- und Raumfahrtindustrie ein interessanter Standort, weil gut qualifi­zierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gerne hierherkommen. Berlin muss ein star­kes Interesse daran haben, diesen Industrie­zweig zu entwickeln und zu stärken, da er sichere, gut bezahlte und zukunftsorientierte Arbeitsplätze generiert.

Mit Volker Thum vom Bundesverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, BDLI (Foto: Dierk Spreen)

Auf der diesjährigen Messe konnte ich mir nicht nur einen guten Überblick über den ak­tuellen Stand der Technologie verschaffen, sondern auch mit Vertretern des Bundesver­bandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtin­dustrie (BDLI) und mit Berlinern Unterneh­men sprechen.

Gesprächsrunde am Stand der Astro- und Feinwerkstechnik GmbH aus Berlin. Im Uhr­zeigersinn von links: Michael Scheiding, Dr.-Ing. Sebastian Scheiding, Dr. Tim Florian Horn (Stiftung Planetarium Berlin), Frank Jahnke, Dr. Dierk Spreen (Foto: Beate Kern).

Es ist für die wirtschaftliche Entwicklung in Berlin wichtig, diese Branche vor marktverzer­renden Einwirkungen anderer Bundesländer sowie vor Monopolisierungstendenzen zu schützen. Sowohl für die Technologieentwick­lung im Allgemeinen als auch für Berlin mit seinen vielen kleineren, dafür aber sehr inno­vativen und unverkrusteten Luft- und Raum­fahrtunternehmen im Besonderen ist der fai­re Wettkampf der Ideen der beste Entwick­lungsgarant.

Die kürzlich in der Presse kolportierte, distan­zierte Haltung eines Aufsichtsrats der »Messe Berlin GmbH« zur ILA ist aus meiner Sicht und aus Sicht der Berliner SPD-Fraktion daher sehr kurzsichtig. Als Argument wird vorgebracht, dass es doch auch andere Luft- und Raum­fahrtmessen mit Air-Shows in Europa gebe. Daraus wurde abgeleitet, Berlin brauche die ILA nicht. Wollte man so eine Argumentation ernst nehmen, dann bräuchte Berlin zudem weder Universitäten noch sonst irgendwelche Messen oder Ausstellungen – auch die gibt es anderswo schließlich auch!

Mit Flughafen-Chef Engelbert Lütke Daldrup vor dem Flugfeld (Foto: Dierk Spreen).

Diese Einzelmeinung zeugt von wenig indu­striepolitischem Verständnis, und sie spiegelt die Haltung des Landes Berlin in keiner Weise wider. In den stets etwas engstirnigen Ver­lust- und Gewinnbetrachtungen der Messe Berlin wird der volkswirtschaftliche Nutzen durch Umwegrentabilität leider nicht berück­sichtigt. Das ist auch bei der kürzlich vor­gebrachten Argumentation zur ILA der Fall.
Das zwischen 2010 und 2012 eigens für die ILA errichtete »Berlin ExpoCenter Airport« in Sel­chow gehört je zur Hälfte den Ländern Berlin und Brandenburg. Die Errichtung des Messe­geländes mit Freiflächen und drei Messehal­len hat rund 43 Millionen Euro gekostet. Es besteht kein Interesse der Länder, dieses Geld durch die Messe Berlin in den Sand gesetzt zu sehen und auf die volkswirtschaftlichen Ge­winne durch die ILA für die Region zu verzich­ten.

Gewiss wird man sich Gedanken über zukünf­tige Ausgestaltung der ILA machen müssen. Erstens kann das Gelände in Selchow über das ganze Jahr hinweg erheblich besser ausgelas­tet werden. Zweitens wird mit Fertigstellung des BER 2020 an dem Standort allerhöchstens eine eingeschränkte Air-Show möglich sein. Hier ist die Politik gefragt und wir werden uns des Themas annehmen!

Link:
http://www.astrofein.com/astro-und-feinwerktechnik-adlershof/home/aktuelles/307/impressionen-ila-2018/