Mein aktueller Ausstellungstipp

»HAUPTSTADTFUSSBALL – 125 Jahre Hertha BSC & Lokalrivalen«

Das Jahr 2017 war nicht nur das Jubiläumsjahr der Reformation, das mit zahlreichen Ausstellungen gewürdigt wurde, es gab in diesem Jahr auch ein bescheideneres und nicht so rundes Jubiläum: 125 Jahre Hertha BSC!

Am 25. Juli 1892 war es, als einige frühe Fußballpioniere während eines Ausflugs mit einem Dampfer namens »Hertha« einen Fuß­ballverein gründeten und ihm den Namen Hertha 1892 gaben. Der »Gründungsdam­pfer« konnte sogar noch ausfindig gemacht werden, und eigentlich sollte das 125. Jubi­läum mit einer Fahrt auf dem Dampfer begangen werden, was aber nicht klappte (vielleicht gelingt es noch in diesem Jahr, den Dampfer auf Berliner Gewässer zu holen).

Was aber pünktlich zum Vereinsjubiläum ge­lang, war die Eröffnung der Ausstellung »HAUPSTADTFUSSBALL« im Ephraim-Palais. Dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Kultursenator Klaus Lederer zur Eröff­nung sprachen und auch Vorworte für den Ausstellungskatalog lieferten, macht schon deutlich, dass es bei dieser Ausstellung keinesfalls nur um Sport geht, sondern um Fußball als Teil der Kultur und Teil unserer Geschichte.

Ephraim-Palais am Abend. Foto: Frank Jahnke

Die Ausstellung führt zurück in die Gründungszeit von Hertha 1892 und anderen Berliner Fußballvereinen Ende des 19. Jahr­hunderts, als der Fußball von England kom­mend auch allmählich bei uns heimisch wurde. Es gab typische Arbeitervereine, aber auch bürgerliche. Mit einem solchen sportlich unbedeutenden, doch finanzstarken Verein namens Berliner SC fusionierte Hertha 1892 nach dem 1. Weltkrieg, und Hertha BSC entstand. Es wird kaum noch Zeitzeugen geben, die sich persönlich an den Gewinn der Deutschen Meisterschaften 1930 und 1931 erinnern, an die legendären Zeiten des Teams um Hanne Sobek. Doch die Ausstellung spart auch den »Fußball unterm Hakenkreuz« nicht aus, als jüdische Vereinsmitglieder schon früh zum »freiwilligen« Austritt aus dem Verein genötigt wurden und der Meisterschaftspokal der Gauliga Berlin-Brandenburg fortan vom »Gauleiter« überreicht wurde.

Der schwierige Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg, ebenso die Teilung der Stadt und Gründung neuer Fußballvereine werden the­matisiert, und der einstige Herthaplatz an der »Plumpe« wird auf zahlreichen Bildern leben­dig – mit seinen beiden bergartigen Tribünen hinter den Toren, im Volksmund »Zauber­berg« und »Uhrenberg« genannt. Ich kann mich immerhin noch an Regionalligaspiele in den 60er Jahren auf diesem Platz erinnern, der 1973 geschlossen wurde und bald einer zeittypischen Bebauung mit Sozialwohnun­gen Platz machen musste. Hertha spielte zu dieser Zeit allerdings längst in der 1. Bundes­liga im Olympiastadion – mit wechselndem Erfolg, wie gezeigt wird.
Trainerlegenden wie Helmut (»Fiffi«) Krons­bein oder die langjährige »graue Eminenz« Wolfgang Holst, aber auch Spieler wie Lorenz Horr, Erich Beer und Hanne Weiner werden gewürdigt. Doch die Ausstellung macht er­freulicherweise nicht den Fehler, eine reine Herthafan-Veranstaltung zu sein. Sie wirft im­mer auch einen Blick auf das gesellschaftliche Umfeld und auf Vereine wie Tasmania 1900, Tennis Borrussia oder Blau-Weiß 90. Das zeitgleiche Geschehen in Ost-Berlin mit »Eisern Union« und dem BFC Dynamo wird ebenso thematisiert – und dann natürlich auch das Zusammenwachsen der unter­schiedlichen Fußballwelten nach 1990.

Die Ausstellung ist noch über das Jahresende hinaus zu sehen – »Abpfiff« ist erst am 7. Januar 2018, wie der sehr lesenswerte Katalog es nennt, der zum erstaunlichen Preis von 4 € zu haben ist.

Ephraim-Palais, Poststr. 16, 10178 Berlin, Di und Do bis So 10-18 Uhr, Mi 12-20 Uhr (bis 07.01.2018)