Letztes Geleit für Wolfgang Baumgartner
Wolfgang Baumgartner war über Jahrzehnte in führender Funktion im DGB-Rechtsschutz tätig und leitete das Referat Personal beim DGB-Bundesvorstand. Die vorliegende Gastkolumne ist sein letzter Beitrag zu meinem Newsletter, da er kurz nach Abgabe des Textes völlig überraschend verstarb.
Wolfgang Baumgartner, geborener Somogyi, ist in Linz zur Welt gekommen. Die Mutter war Berlinerin, der Vater Wiener. Aufgewachsen ist Wolfgang Baumgartner aber in Berlin. Hier machte er eine Ausbildung zum Bäcker und wurde durch die Gewerkschaft und Studentenbewegung politisiert. Später arbeitete er als Jurist in Nordrhein-Westfalen für den DGB. Erst im Jahr 2000 kehrte er mit dem DGB-Bundesvorstand wieder zurück nach Berlin. Als Gewerkschafter war Wolfgang Baumgartner überzeugt, dass die Verbesserung der Situation der abhängig Beschäftigten nur durch eine gute Zusammenarbeit der Gewerkschaften mit der Sozialdemokratie erfolgen kann.
Er war auch in den schwierigen Zeiten, die durch die Einführung der Agenda 2010 ausgelöst wurden, in diesem Sinne aktiv und organisierte bei der Bundesvorstandsverwaltung des DGB mit weiteren Genossen eine SPD-Betriebsgruppe. Er war darüber hinaus davon überzeugt, dass Netzwerke zwischen jungen Gewerkschaftsmitgliedern und jungen Menschen in politischen Parteien unterstützt und organisiert werden müssen. Daraus entstanden Wochenseminare, an denen junge Menschen aus der Böckler Stiftung, der Friedrich Ebert Stiftung, des Parteivorstandes, der SPD-Bundestagsfraktion und des DGB sowie der Einzelgewerkschaften sich trafen und aktuelle und grundlegende Themen debattierten. Wolfgang Baumgartner war streitbar und hatte einen kritischen Humor. Er konnte begeistern. Wenn er von einer Sache überzeugt war, arbeitete er daran intensiv, auch wenn es nicht der offiziellen Linie entsprach. So wurde die SPD-Gruppe auch außerhalb der Räumlichkeiten des DGB abgehalten.
Wolfgang Baumgartner war auch Mitinitiator der jährlich stattfindenden »Woche der Gewerkschaft – Junioren im Bundestag«. Wirtschaftsjunioren hatten schon zuvor die Möglichkeit, eine Woche lang den politischen Ablauf im Bundestag live mitzuerleben und so Einblick in die Abläufe zu bekommen. Dies ist seit 2004 nun auch für junge Gewerkschaftsmitglieder einmal im Jahr möglich.
Auch mit der österreichischen Arbeiterkammer knüpfte Wolfgang Baumgartner Kontakt und ermöglichte damit einen regen Austausch. Der Austausch zwischen der Sozialakademie in Wien und der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main ist für die Gewerkschaften beider Länder wichtig.
Besonders am Herzen lag Wolfgang Baumgartner die Chancengleichheit von jungen Menschen aus der Arbeiterschicht. Mit seiner Tätigkeit in der Auswahlkommission der Stipendiaten der Böckler-Stiftung und der Akademie der Arbeit hat er für viele junge Leute den Weg geebnet und sie unterstützt.
In der SPD-Betriebsgruppe war er über seinen Renteneintritt vor zwei Jahren hinaus aktiv. Viele Themen brachte er auch in die Abteilung 76 der Berliner SPD ein und machte sie in meinem Newsletter zum Thema. In der Goethe15 übernahm er die Arbeits- und Sozialberatung. Hier war er zudem ein gern gesehener und wohlinformierter Gesprächspartner, mit dem die soziale und wirtschaftliche Lage kritisch diskutiert werden konnte.
Am 19. September ist Wolfgang Baumgartner kurz nach Abgabe seiner letzten Gastkolumne überraschend verstorben. Sein Tod trifft mich und das Team der Goethe15 tief. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau.
Lieber Wolfgang, wir werden dich vermissen.
Die Beisetzung findet morgen, am 20. Oktober um 11:45 Uhr auf dem Friedhof »Kirchhof-Luisen I« in der Guerickestr. 5-9 statt (10587 Berlin).