Mein aktueller Ausstellungstipp

Matthias Koeppel zum Achtzigsten – mehrere aktuelle Ausstellungen

Eigentlich ist der Künstler Matthias Koeppel gebürtiger Hamburger – und die Hanseaten sind im allgemeinen sehr stolz darauf, in Hamburg geboren zu ein. Matthias Koeppel versteht sich hingegen seit Jahrzehnten als Berliner Künstler.

In Berlin hat er schon in den fünfziger Jahren an der damaligen Hochschule für die bildenden Künste (heute UdK) studiert, später auch selbst gelehrt und im Jahre 1973 mit seinen Künstlerkollegen Johannes Grützke, Manfred Bluthund Karlheinz Ziegler die »Schule der neuen Prächtigkeit« gegründet. Gewisser­maßen gegenläufig zum damaligen Trend malten Koeppel und seine Mitstreiter gegen­ständlich, obwohl sie in ihrer Studienzeit ebenfalls abstrakt begonnen hatten, wobei die Symbolik der Bilder oftmals durch bissige Ironie gekennzeichnet ist. Insbesondere bei Koeppel ist das damalige West-Berlin meist die Bühne seiner Motive, aktuelle politische Bezüge der jeweiligen Zeit seit den frühen siebziger Jahren werden thematisiert und über allem wölbt sich oft ein gewaltiger Himmel.

Koeppel hielt historische Momente fest, so etwa in seinem Zyklus zur Maueröffnung 1989 mit der Darstellung aller damals maß­geblichen Politiker im Casino des Abgeordnetenhauses. Bis in die Gegenwart greift er gerne aktuelle Ereignisse auf, wie z. B. die Bergung des Kopfes des Lenin-Denkmals im Köpenicker Forst, wo­bei er beziehungsreich Gregor Gysi in das Bild hineinkomponierte. Letzteres ist in der Spandauer Zitadelle zu bewundern, wo der Lenin-Kopf inzwischen gezeigt wird, und wo Koeppel im vergangenen Jahr auch in der großen Ausstellung zur Schwalenberger Malerkolonie mit mehreren Werken vertreten war, denn in Schwalenberg hat er ebenfalls gewirkt. Die Zitadelle ist auch in diesem Jahr zentraler Schauplatz einer der Koeppel-Ausstellungen anlässlich des 80sten Geburtstages. Hier lässt sich der Künstler sogar jeden Freitag ab 14 Uhr beim Malen über die Schulter schauen und führt gelegentlich selbst durch die Ausstellung. »Der Maler ist im Bild«, so lautet der leicht ironische, dem Künstler gemäße Titel der Ausstellung – was ganz wörtlich zu nehmen ist, da Koeppel sich in vielen seiner Werke in irgendeiner Ecke selbst verewigt hat.

Während sich die Ausstellung in der Zitadelle auf die Gemälde von Matthias Koeppel konzentriert, zeigt die Ausstellung »Experiment und Methode« in der Kommunalen Galerie Berlin die ganze Breite seines übrigen Schaffens – von der Fotografie über Zeichnungen und Grafiken bis hin zu Gedichten und der Musik. Auch bei den Fotos ist der Künstler oft »im Bilde«, da er seit den 80er Jahren ganze Schwarz-Weiß-Serien mit Selbstauslöser anfertigte. So entsteht zugleich eine Chronik seiner Aktivitäten der letzten Jahrzehnte.

Eine kleine, aber feine Ausstellung in der Werkbund-Galerie Goethestr. 13 (nahe meinem Wahlkreisbüro) widmet sich einer von Matthias Koeppel geschaffenen, eigenen Kunstrichtung, dem »Neokubismus«.

Zur Eröffnung der Ausstellung unter dem Titel »Neokubismus für alle« erwiesen der Re­gierende Bürgermeister Michael Müller und vier weitere ehemaligen Kultursenatoren dem Künstler ihre Referenz. Koeppel trug bei dieser Gelegenheit auch einige Verse in der von ihm bereits seit den 70er Jahren entwickelten Kunstsprache »Starckdeutsch« vor. Wer die Ausstellung in der Werkbund-Galerie besu­chen möchte, um zu erfahren, wie Matthias Koeppel einhundert Jahre nach Picasso und Braque den Kubismus neu interpretiert, muss sich allerdings beeilen, da sie bereits am 6. Oktober endet. Die beiden anderen Ausstel­lungen laufen noch länger.

Bild: Von rechts nach links: Klaus Wowereit, Michael Müller, Thomas Flierl, Moderator Harald Bo­denschatz, Volker Hassemer, Christoph Stölzl und Werkbund-Geschäftsführerin Angelika Günther (Foto: Frank Jahnke)

  • »Der Maler ist im Bild«, Zitadelle Spandau, Galerie Alte Kaserne, täglich 10-17 Uhr (bis 19.11.2017)
  • »Experiment und Methode – Matthias Koeppel zum 80. Geburtstag«, Kommunale Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin, Di-Fr, 10-17 Uhr, Mi, 10-19 Uhr, So, 11-17 Uhr (bis 29.10.17)
  • »Neokubismus für alle«, Werkbund-Galerie, Goethestr. 13, 10623 Berlin, Mo-Fr, 15-18 Uhr (bis 6.10.17)