Plenarrede zu Start-ups in Berlin (24.01.2019)

Frau Präsidentin,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass Berlin eine der Hauptstädte der globalen Start-up-Szene geworden ist. Berlin bietet nicht nur eine spannende kulturelle Umgebung, die junge und innovative Fachkräfte anzieht, vielmehr haben Start-up-Szene und Zukunftsbranchen eine Dichte und eine Intensität erreicht, die selbst schon wieder als Attraktoren wirken. Die Berliner Universitäten und Hochschulen bieten gezielt Unterstützung für Ausgründungen an. Gründerzentren, wie das CHIC in meinem Wahlkreis, helfen Start-ups, Fuß zu fassen. Das ist politisch alles gewollt und wird insbesondere von der SPD mit Nachdruck unterstützt.

Die Erwartungen insbesondere an die Zukunftsbranchen sind hoch. Dazu gehören etwa die Medien- und Gamesbranche, die Berliner Luft- und Raumfahrtindustrie oder technologieaffine Start-ups und KMUs. Einen Eindruck von diesen Erwartungen vermittelt eine Studie der Investitionsbank Berlin (2015), die sich von der »digitalen Transformation« bis 2030 insgesamt 270.000 neue Jobs erhofft. Schon heute generieren die Berliner Start-up-Unternehmen 70.000 Arbeitsplätze.

Skeptische Studien befürchten zum Teil sehr hohe »Substituierungs-Effekte«, also die Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch digitale und »intelligente« Technologien. Allerdings ist, was solche Entwicklungs- und Zukunftsprognosen angeht, eine gewisse Skepsis angebracht. So weist die neue Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZIW) vielmehr leicht positive Beschäftigungseffekte durch die Digitalisierung nach.

Mit Sicherheit beobachten müssen wir aber Crowd-Beschäftigung, User-Generated Content und Clickworking – also neue unter dem Oberbegriff »Digital Shift« gefasste Formen der Beschäftigung. Diese setzen sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsformen unter Druck. Man muss also durchaus auch Acht geben, dass der Strukturwandel des Arbeitsmarktes nicht einen neuen, erheblichen Schub in diese unerwünschte Richtung bekommt.

Das alles sind Gründe, die eine gute und nachhaltige Wirtschaftspolitik für die Start-up-Szene fordern und hierfür ist eine solide Datenbasis unerlässlich. Schon der aktuelle »Masterplan Industriestadt Berlin« formuliert den Anspruch, Unternehmen beim Digitalisierungsprozess noch besser zu beraten und zu unterstützen. Auch bereits vorhandene Angebote wie die Kompetenzzentren »Mittelstand 4.0« oder das Leistungszentrum Digitale Vernetzung werden dazu beitragen. Es sollte auch über eine stärkere Einbeziehung der jungen Generation in die Start-up-Szene durch Praktika und Ausbildungs-Verbünde nachgedacht werden, die es Start-ups ermöglichen, mit für eigene Nachwuchsfachkräfte zu sorgen.

Mein Ziel als sozialdemokratischer Wirtschaftspoliti-ker ist, den Unternehmen zu helfen, Berlin als Start-up- und Technologiestandort zu entwickeln sowie qualifizierte, gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze mit möglichst großem Innovationspotential zu schaffen. Dafür braucht es aber gesichertes und möglichst aktuelles Wissen. Genau darauf dieses Wissen bereitzustellen, zielt der Antrag. Der avisierte Start-up-Report soll der Politik helfen, die Entwicklung so zu beeinflussen, dass mögliche negative Begleiteffekte begrenzt oder ausgeschlossen werden können.

Er soll den Unternehmen helfen, Partner in Berlin zu finden und Netzwerke zu bilden.

Er soll Verbänden und Unternehmen helfen, ihre strategische Planung sachgerecht auszurichten.

Und er soll helfen, die Entwicklung der Start-up-Kultur in Berlin nachhaltig zu fördern und so zu gestalten, dass die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger insgesamt davon profitieren.

Ich danke für die Aufmerksamkeit.